Mittwoch, 13. August 2014
Kinderkrimi
Liebe Leserinnen und Leser,
das erste Kapitel meines Kinderkrimis "Frau Svenssons toter Kater" ist fertig. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und freue mich über konstruktive Kritik, ehrliche Meinungen und schlichte Grüße aus aller Welt!
Schönen Tag - v.green

1. Kapitel - Himmel Herrgott noch mal!
„Nimm die Nase aus dem Buch, Nora! Himmel Herrgott noch mal!“ Nora war nicht mal drei Schritte weit gekommen, schon rief ihre Mutter aus dem Küchenfenster.
Ups, dass ihre Mama auch gerade jetzt hinausschauen musste. „Sorry, kommt nicht wieder vor“, meinte Nora mit einem entschuldigenden Grinsen und verstaute ihr Buch im Rucksack. Sie wusste ja, dass ihre Mama nicht richtig wütend war. Doch Frau Putz, ihre Fast-Nachbarin, hatte ihr brühwarm erzählt, dass Nora beinahe von einem Auto überfahren worden wäre. Das stimmte natürlich überhaupt nicht! Aber seither hatte Noras Mutter manchmal das Gefühl, ihre Tochter an Regeln erinnern zu müssen.
Nora machte sich auf den Weg zum Bus. Sie nutzte diesen Fußmarsch immer zum Lesen. Normalerweise nahm sie ihr Buch erst nach dem Wäldchen zur Hand. Doch „Das Erbe des Vampirs“ war gerade so spannend, dass sie alle Vorsichtsmaßnahmen vergessen hatte.
Als Nora endlich wieder nach ihrem Buch greifen wollte, sah sie ihre Freunde Kathi und Philipp am Straßenrand auf sie warten. Da konnten sie sich gleich noch gegenseitig Französisch Vokabeln abfragen.
„Dass du nicht liest! Sowas habe ich noch nie erlebt“, machte sich Philipp über sie lustig. „Normalerweise siehst du uns nicht einmal.“ Kathi hakte sich bei ihr ein und lachte: „Hallo Nora! Ist dir der Lesestoff ausgegangen?“
„Schön wär’s“, antwortete Nora entrüstet. „Ich wüsste schon längst, ob dieser aufgeblasene Butler ein Vampir ist, wenn ich nicht dauernd unterbrochen würde…“
„Hey, was ist das dort drüben“, fiel ihr Philipp ins Wort und zeigte zu den Bäumen. Die Mädchen folgten seinem Blick und sahen am Ende des Wäldchens einen schwarzen Schatten am Boden.
„Ist das …Oh Gott, das ist ja Mutze, Frau Svenssons Kater!“ Kathi lief aufgebracht zur Stelle im Straßengraben. Sie war die größte Tierfreundin, die man sich vorstellen konnte. Und sie kannte sich mit allen möglichen und unmöglichen Haustieren aus. Jedes noch so kleine Tierchen wurde gepflegt und aufgepäppelt. Deshalb hatte sie auch immer ein paar Latexhandschuhe eingepackt, die sie in diesem Moment überstreifte.
Philipp und Nora stellten sich leise dazu und sahen Kathi über die Schultern. „Ist er tot?“
Kathi nahm den Kater vorsichtig in die Hände und strich über sein verklebtes Fell.
„Ja.“ Traurig betrachteten die Kinder den schwarzen Kater. „Wahrscheinlich ist er angefahren worden.“ Tränen stiegen ihr in die Augen.
Eine Weile wagte niemand etwas zu sagen. Schließlich runzelte Nora die Stirn.
„Aber warum hier? Er ist viel zu weit von seinem zu Hause entfernt. Normalerweise bewegte er sich keinen Meter von Frau Svenssons Küche weg.“
Das sah Nora wieder ähnlich. Sie machte aus diesem Unglück gleich einen ihrer Fälle. Sie untersuchte jede Ungereimtheit und klärte jedes seltsame Verhalten. Auch wenn es rein gar nichts zu untersuchen gab!
Philipp zupfte Kathi am Ärmel. „Kommt, wir bringen ihn Frau Svensson.“
Kathi nickte, nahm den Kater auf den Arm und stand auf. Die drei Kinder gingen niedergeschlagen die Straße entlang.
Frau Svensson würde bestimmt sehr traurig sein. Sie hatte sieben Katzen, doch sie kannte jede einzelne sehr genau und hatte den Kindern schon oft von ihren Eigenheiten erzählt.
Beim verwitterten Steinkreuz bogen sie stillschweigend nach rechts. Schon konnten sie das offene Holztor sehen, das den Eingang zu Frau Svenssons Hof bildete.
Nora, die vorne ging, blieb plötzlich stehen, sodass Philipp stolperte.
„He, was…“
„Schhh! Schnell!“, unterbrach ihn Nora scharf und zerrte die beiden Kinder unter das Küchenfenster.
„Was ist denn los?“, fragte Kathi verwirrt.
„Hört ihr das nicht?“, flüsterte Nora aufgeregt und zog beide Freunde um die Hausecke. „Frau Svensson schimpft mit jemandem.“
„Ach das“, meinte Philipp gelangweilt. „Die schimpft doch dauernd. Das müsstest du doch wissen!“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Nicht selten hatte Frau Svensson schon mit Nora geschimpft, weil sie nicht grüßte, weil sie andauernd in ein Buch schaute, weil sie beinahe ihren Flieder vergiftet hatte. Und aus vielen anderen Gründen, die Nora unerklärlich waren.
Nora schüttelte energisch den Kopf: „Aber sie schimpft doch auf Schwedisch! Und hast du nicht gesehen, dass hinter dem morschen Schuppen ein Lieferwagen steht? Wenn jemand Frau Svensson besucht, dann versteckt er doch nicht sein Auto. Außer…“
Nora sah ihre beiden Freunde erwartungsvoll an.
„Außer er führt was im Schilde!“, beendete Kathi den Satz.
„Genau. Lasst uns herausfinden, was da los ist.“
War ja klar, dass Nora diese Kleinigkeit auffallen würde. Obwohl sie ihre gesamte Freizeit mit Büchern verbrachte, hatte sie eine unglaubliche Beobachtungsgabe und konnte innerhalb kürzester Zeit jedes Detail aus ihrer Umgebung wahrnehmen.
„Aber Nora, ich habe immer noch Mutze im Arm. Was mache ich denn mit ihm?“ Kathi streichelte liebevoll über das schwarze Fell des Katers.
Die Kinder sahen sich suchend nach einem passenden Platz für den toten Kater um, als Philipp schließlich die Lösung fand: „Leg ihn doch in den leeren Hühnerstall. Später können wir ihn Frau Svensson zeigen.“
Kathi bettete den leblosen Kater auf ein Häufchen Heu und schloss das Türchen. In diesem Moment wurde eine tiefe Männerstimme laut.
Die Kinder warfen sich erschrocken hinter die wuchernde Rosenhecke und hielten den Atem an. Die Tür musste geöffnet worden sein. Sie erkannten durch die Hecke, dass ein schwarz gekleideter Mann rückwärts die drei Stufen aus der Haustür stolperte. Diese wurde ihm vor der Nase zugeschlagen. Er schimpfte leise, machte auf dem Absatz kehrt und stampfte wütend zum Schuppen. Er verschwand um die Ecke, als Nora plötzlich hochschreckte: „Das Kennzeichen!“
Kathi und Philipp hatten keine Zeit aufzustehen, schon war Nora aufgesprungen und sprintete zum alten Holzgebäude. Gerade noch rechtzeitig duckte sie sich hinter einen Holzstoß, als der Lieferwagen hinter dem Schuppen hervorbrauste. Der Motor heulte auf und machte einen Riesenkrach. Die Räder wirbelten so viel Staub auf, dass sich Nora die Nase und den Mund zuhalten musste. Es vergingen nur ein paar Sekunden, bis der Wagen in einer dichten Staubwolke verschwunden war.
„Mist!“, schimpfte Nora und rieb sich die Augen.
„Hast du was erkannt?“, fragte Philipp aufgeregt, als er mit Kathi im Schlepptau auf den Hof lief. Nora schüttelte hustend den Kopf.
„Aber ich!“, rief Kathi und zog einen kleinen Notizblock aus der Hosentasche. „Ich habe was gesehen.“
Während sie hastig etwas auf das Papier kritzelte, wurden Philipp und Nora ungeduldig.
Plötzlich rief eine laute Stimme: „Was ist denn hier los? Treibt ihr Kinder euch jetzt schon morgens in den Gärten fremder Leute herum?“ Frau Svensson trat aus der Tür und stellte sich auf die oberste Treppenstufe. Die Kinder wirbelten herum und starrten zu ihr hoch.
Sie war nicht sehr groß, hatte kurzes, graues Haar und blickte streng über den Rand ihrer Brille hinweg. Wie immer trug sie eine braune Hose und eine geblümte Bluse.
„Aber Frau Svensson“, sagte Nora mit freundlicher Stimme und einem Lächeln auf den Lippen. „Sie sind doch keine Fremde für uns! Wie geht es Ihnen denn? Schön für Sie, wenn Sie auch einmal Besuch bekommen!“
Philipp und Kathi warfen sich einen erschrockenen Blick zu. Was führte Nora im Schilde? Sie wusste inzwischen, wie sie mit Frau Svensson reden musste, um diese zu beschwichtigen. Aber der Plan ging nicht immer auf. Wenn Frau Svensson schlechte Laune hatte, konnte man ihr nichts recht machen und wurde unter wütendem Geschimpfe vom Hof gejagt.
Frau Svensson stand immer noch auf der Treppe. Sie kniff die Augen zusammen und schien sich nicht sicher zu sein, welche Laune sie heute hatte.
Noras Lächeln wurde starr. Gerade war ihr eingefallen, dass der Mann vorher verjagt worden war. Das hieß wohl, dass Frau Svensson gleich ärgerlich werden würde und sie es sich mit ihr wieder einmal vertan hatte.
„Was für ein Besuch? Wovon redest du denn?“ Mürrisch kam Frau Svensson die Treppe hinunter.
Uff, da hatte Nora nochmals Glück gehabt. Aber irgendetwas stimmte nicht. Warum log sie die Kinder an? Frau Svensson war der Meinung, dass Lügen die schlimmste Sünde sei.
Philipp meinte ganz beiläufig: „Da war doch gerade jemand?“
Wieder Schweigen. Die Kinder standen mucksmäuschenstill da und hielten den Atem an. Würde Frau Svensson jetzt wütend werden?
„Ach der. Das war einer dieser langweiligen Vertreter, die dir irgendeinen unsinnigen Mist verkaufen wollen.“ Frau Svensson sah die Kinder misstrauisch an. „Was macht ihr denn hier? Müsst ihr nicht zum Bus?“
„Oh, Kacke“, entfuhr es Philipp. Schnell entschuldigte er sich für seinen Ausruf und sah auf seine Uhr. „Wir haben noch genau drei Minuten. Kommt, wir rennen. Dann schaffen wir das!“
Philipp war der schnellste Läufer der Klasse und würde für Kathi und Nora sicher den Bus aufhalten. Schon lief er los und rief Frau Svensson noch ein „Wiedersehen“ zu.
„Ihr Kater, Frau Svensson. Es tut uns leid, aber wir haben ihn tot beim Wäldchen gefunden. Er liegt im Hühnerstall.“ Kathi versuchte ihr Bestes, Frau Svensson den Tod ihres Katers schonend aber schnell beizubringen.
Diese hob ihre Augenbrauen und wollte etwas fragen. Nora zerrte an Kathis Ärmel und drängelte: „Jetzt mach schon, wir müssen los!“
„Es tut uns wirklich leid. Wir kommen Sie heute Nachmittag besuchen!“, rief Kathi im Davonrennen zurück.
Nora hätte gerne noch wegen dieses Vertreters nachgefragt, doch das musste bis zum Nachmittag warten. Sie konnten es sich nicht leisten, den Bus zu verpassen. Die erste Schulstunde beim Feind durfte man nie zu spät kommen. Bei allen anderen Lehrern war das nicht so tragisch. Aber wenn jemand beim Feind zu spät kam… Da war das Donnerwetter vorprogrammiert!



Dienstag, 12. August 2014
WM-Tagebuch
Hallo liebe Leserinnen und Leser,
die WM ist schon seit einer Weile vorbei. Trotzdem - oder gerade deshalb - kommt hier mein Beitrag: ein 11-Zeilen-Gedicht für das WM-Tagebuch, welches im Forum der "Schule des Schreibens" geführt wurde. Wie immer beschäftigen sich meine Worte weniger mit dem runden Leder als mit den unmenschlichen Aktionen, die durch so ein Großereignis zum Zeitvertreib für den reichen Westen angeordnet werden.
Wer sich für die Veröffentlichung in elektronischer Form interessiert, hier die Adresse dazu:
http://autorencampus.de/data/kursmaterialien/Hamburger_Akademie/e4d6ab9c99e70db7a35a84a6a2e23151/WM-Tagebuch_2014.pdf

Und wieder einmal sage ich: Danke fürs Interesse und Kommentieren!
V.Green :-)

Fairplay bei der Fußball-WM 2014?

Gigantische Ausgaben für Infrastruktur und jedes Stadion,
Brasiliens Politik versinkt in der Korruption.
Muss das sein? Foul!
Demonstrationen begegnen brutalster Polizeigewalt,
Menschenrechte verlieren ihre Gestalt!
Kann das sein? Foul!
Wie wird dem Sporttourist der Blick auf die Favelas erspart?
Durch Zwangsräumung – die menschenentwürdigende Art!
Darf das sein? Foul!
Katastrophale Defizite im Sozialen und in der Bildung,
das bleibt für Brasiliens Zukunft! Rote Karte!



Sonntag, 22. September 2013
Mia geht spazieren
Liebe Leserinnen und Leser,
meine zweite Aufgabe war, ein Babybilderbuch zu schreiben. Schreiben ist gut, denkt ihr jetzt! Natürlich lebt so ein Buch für 1 bis 2-jährige von Bildern, die von einem/r professionellen Grafiker/in gestaltet werden. Trotzdem ist auch in diesem Alter der Text mit seiner Problemlösung von großer Bedeutung. Hier also zuerst der Bilderbuchtext und weiter unten die jeweilige Bildbeschreibung. Wer würde mein Babybilderbuch kaufen?

Bilderbuchtext: Mia geht spazieren
Mia und Papa gehen spazieren.
Ein Marienkäfer setzt sich auf Mias Hand. Oh, wie klein!
Eine Katze schmiegt sich an ihre Beine. Oh, wie weich!
Ein Vogel zwitschert auf dem Ast. Oh, wie schön!
Eine Schnecke kriecht über den Weg. Oh, wie langsam!
Ein Pferd galoppiert vorbei. Oh, wie groß!
Ein Hund bellt am Zaun. Oh, wie laut!
Mia fürchtet sich. Schnell läuft sie hinter Papas Beine.
Der Hund bellt immer noch. Oh, wie laut!
Papa nimmt Mia auf den Arm.
Da beginnt Papa zu bellen. Erstaunt sieht Mia ihren Papa an.
Papa lacht.
Dann sieht Mia den Hund an. Der Hund bellt nicht mehr.
Jetzt muss Mia auch lachen. Oh, wie lustig!

Bildbeschreibung
Bild 1: Es ist Sommer, die Sonne scheint. Papa und Mia spazieren auf einem Weg am Rande einer Wiese.
„Mia und Papa gehen spazieren.“
Bild 2: Mia sieht auf ihrer Hand einen Marienkäfer krabbeln.
„Ein Marienkäfer setzt sich auf Mias Hand. Oh, wie klein!“
Bild 3: Mia streichelt entzückt eine Katze, die um ihre Beine streicht.
„Eine Katze schmiegt sich an ihre Beine. Oh, wie weich!“
Bild 4: Neben dem Weg steht ein Baum. Auf einem Ast ist ein singender Vogel zu sehen. Mia hört gebannt zu.
„Ein Vogel zwitschert auf dem Ast. Oh, wie schön!“
Bild 5: Mia bückt sich zum Boden, um eine kleine Schnecke zu betrachten.
„Eine Schnecke kriecht über den Weg. Oh, wie langsam!“
Bild 6: Ein großes, stolzes Pferd galoppiert an Mia und Papa vorbei.
„Ein Pferd galoppiert vorbei. Oh, wie groß!“
Bild 7: Mia und Papa spazieren einen Zaun entlang. Ein Hund hat sein Maul aufgerissen und bellt.
„Ein Hund bellt am Zaun. Oh, wie laut!“
Bild 8: Der Hund bellt immer noch. Mia versteckt sich hinter Papas Beinen.
„Mia fürchtet sich. Schnell läuft sie hinter Papas Beine.
Der Hund bellt immer noch. Oh, wie laut!“
Bild 9: Jetzt hält Papa Mia auf dem Arm und reißt seinen Mund auf. Mia sieht ihren Vater an.
„Papa nimmt Mia auf den Arm.
Da beginnt Papa zu bellen. Erstaunt sieht Mia ihren Papa an.“
Bild 10: Papa lacht, Mia sieht den Hund an, der zu bellen aufgehört hat.
„Papa lacht.
Dann sieht Mia den Hund an. Der Hund bellt nicht mehr.“
Bild 11: Mia und Papa lachen.
„Jetzt muss Mia auch lachen. Oh, wie lustig!“



Tipsi schafft das schon alleine
Hallo zusammen,
jetzt stecke ich mitten im Kinder- und Jugendliteratur-Kurs. Es macht viel Spaß, ist sehr spannend - vor allem, weil ich die ganze Kinderentwicklung an unserer Tochter mitverfolgen kann...
Die folgende Geschichte ist für Kinder von 2-3 Jahren. Sie ist in ein Bilderbuch verpackt. Stellt euch diese bunten Illustrationen bitte einfach vor. Aufgabe war, einen Konflikt zum Thema Kindergarten zu beschreiben. Auch soll das in diesem Alter immer wiederkehrende Mantra "Ich kann das alleine" im Vordergrund stehen. Bin auf eure Meinungen gespannt!
Danke fürs Lesen!

Das ist Tipsi, eine Maus. Sie lebt mit ihrer Mama und ihren Geschwistern im Keller der Familie Apfelmus.
Der Keller hat einen weichen Erdboden und ein kleines Fensterchen. Mama hat auf einem zerrissenen Sofa ein kuscheliges Schlafnest gebaut. In der Ecke steht eine Holzkiste voller Maiskolben.
Tipsi und ihre Geschwister spielen gerne zwischen den hohen Regalen, den kaputten Holzstühlen und im löchrigen Korb. Aber am liebsten würde Tipsi durch den kleinen Spalt im Fensterrahmen nach draußen klettern. Doch das darf sie noch nicht.
Heute Morgen reibt sich Tipsi die Augen und gähnt laut. Flink klettert sie vom Sofa.
„Du bist schon wach?“, fragt Mama, als sich Tipsi an sie schmiegt.
Mit glänzenden Augen zeigt Tipsi auf das Fenster. „Heute darf ich endlich nach draußen klettern!“
Mama drückt die kleine Maus fest an sich und erklärt: „Ja. Heute gehst du in den Kindergarten Ich habe für dich einen Maisfladen gebacken und dir eine Tasche genäht.“ Mama hängt ihr die hübsche Tasche mit dem Blumenmuster über die Schultern.
„Danke“, flüstert Tipsi und trippelt schnell Richtung Fenster.
„Warte, ich komme mit!“, ruft Mama hinterher.
Tipsi dreht sich zu ihrer Mama herum: „Aber Mama, das schaffe ich schon alleine.“
Mama drückt sie fest an sich und gibt ihr einen Kuss: „Das weiß ich doch, kleine Maus. Ich wünsche dir einen schönen Tag!“
Tipsi krabbelt die steinerne Kellermauer zum Fensterrahmen hinauf. Aufgeregt steht sie vor dem Fenster. Dann zwängt sie sich hinaus.
Draußen ist es sehr hell. Doch schnell erkennt Tipsi die grüne Wiese, den großen Apfelbaum und den Holzzaun. Das alles hatte sie schon oft durch die Fensterscheibe betrachtet.
„Der Kindergarten ist in der Gartenhütte“, überlegt Tipsi. Sie macht ein paar Schritte auf die Wiese. „Ich sehe aber keine.“
Schnell trippelt sie zum Holzzaun. Diesem folgt sie bis zu einer Steinmauer. Von hier aus kann sie die Gartenhütte am anderen Ende der Wiese sehen.
„Wer bist denn du?“ fragt eine tiefe Stimme. Tipsi wirbelt erschrocken herum und starrt in einen riesigen Haufen Haare.
„Keine Angst, ich bin Terry, der Hund. Und du?“
Unter dem riesigen Haufen Haare erkennt Tipsi zwei wachsame aber freundliche Augen. Etwas schüchtern antwortet sie. „Ich heiße Tipsi. Ich gehe in den Kindergarten.“
„Aha“, meint der große Hund. „Und wie willst du an der Katze vorbei kommen?“
Tipsi sieht, dass mitten auf ihrem Weg ein Tier liegt. Eine Katze mit einem orange leuchtenden Fell. Ihr langer Schwanz klopft immer wieder sanft auf den Boden.
Tipsi kratzt sich am Kopf. Sie überlegt fieberhaft, wie sie es alleine schaffen könnte, an der gefährlichen Katze vorbei zu kommen: „Ich könnte ganz schnell an ihr vorbeirennen.“
„Die Katze ist schneller.“
„Ich könnte um das Haus herumgehen“, schlägt Tipsi vor.
„Das wäre ein großer Umweg“ antwortet Terry. „Ich mache dir einen Vorschlag. Du kletterst auf meinen Rücken und ich bringe dich bis zur Hütte.“
Tipsi denkt nach. Auf einem Hund reiten? Das haben bestimmt noch nicht so viele Mäuse geschafft. „Das ist eine gute Idee!“, ruft sie. Schon sitzt sie auf Terrys haarigem Rücken.
Hoch oben reitet sie an der orangen Katze vorbei. Diese spitzt die Ohren. Dann hebt sie den Kopf und sieht Terry und Tipsi aus schmalen Augen an. Tipsi klammert sich noch etwas fester in Terrys Fell. Hoffentlich springt die Katze nicht! Aber sie bleibt faul in der Sonne liegen.
„Geschafft! Wir sind da“, meint Terry. Vor der Gartenhütte steht Fräulein Grau mit ein paar Mäusekindern. Sie staunen, als Tipsi vom Hunderücken klettert.
Tipsi winkt zum Abschied: „Danke, Terry. Ab jetzt schaffe ich das wieder alleine.“