Montag, 18. Februar 2013
Ein Dialog
Hallo zusammen,
ich hatte hier die Aufgabe, in 80 Zeilen einen Dialog zu schreiben. Gefällt er euch?
Lg v.green

„Ach übrigens, ich fahre nach dem Frühstück in die Stadt. Ist das ok?“ Jana setzte sich schwungvoll auf ihren Platz und schenkte sich ein Glas Orangensaft ein.
Ihre Mutter saß ihr gegenüber und blickte sie über ihren Tassenrand an. „Hast du nächste Woche nicht eine Schularbeit?“
„Ja. Ich hab schon gelernt und werde am Sonntag alles nochmal durchmachen.“
Plötzlich erklang hinter ihr die Stimme ihres Vaters: „Im Ernst? Ein Mathegenie muss für eine Mathe-Schularbeit üben?“ Lachend gab er ihr einen Kuss auf den Kopf und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Seine Frau sah ihn nur schmunzelnd an. Jana war eine hervorragende und pflichtbewusste Schülerin. Schulprobleme gab es bei ihr nie.
„Mit wem fährst du denn?“
„Mit Rebecca.“ Jana strich ihr Butterbrot fertig und biss hinein.
„Und was macht ihr?“
Es dauerte eine Weile, bis Jana hinuntergeschluckt hatte. „Wir gehen auf eine Demo.“
„Eine Demo?“ Jetzt stellte ihre Mutter die Tasse etwas zu heftig ab, sodass Kaffee auf den Tisch platschte. Auch ihr Vater sah von der Zeitung auf, mit der er es sich gerade am Küchentisch bequem gemacht hatte. „Du meinst, ihr demonstriert gegen irgendwas?“
„Nicht gegen irgendwas. Wir demonstrieren gegen den Pelzhandel.“
„Wo denn?“
„Auf der Landstraße.“
„Aber warum denn?“ Die Stimme ihrer Mutter klang etwas angespannt.
„Der ‚Kleiderfarmer‘ hat immer noch Pelz in seinem Sortiment, und dagegen wird jeden Samstag vor dem Geschäft protestiert.“
„Aber das ist doch viel zu gefährlich. Was macht ihr da? Ich meine… Ist das nicht illegal?“
Jana sah ihre Mutter entgeistert an. „Illegal? Wir tun doch nichts!“
„Wie nichts? Irgendwas werdet ihr ja wohl machen, oder?“
„Ich war noch nie dabei! Rebecca hat gesagt, dass wir vor dem Geschäft herum stehen, Flyer verteilen, einen Film über die Ausbeutung von Füchsen zeigen und vielleicht ein paar Passanten anreden. Das ist doch wirklich nicht illegal.“ Ihre Stimme war laut geworden und in ihren Augen blitzte es.
„Beruhige dich, Jana“, sagte ihr Vater schnell, bevor ihre Mutter etwas erwidern konnte. „Schatz, sie gehört zu den Guten!“ Lächelnd strich er seiner Frau über die Hand, die den Henkel der Kaffeetasse fest umschloss.
Eine Weile blieb es still. „Wir versuchen doch nur die Leute auf das Elend dieser Tiere aufmerksam zu machen“, versuchte es Jana noch einmal in einem belehrenden Ton.
Am Hals ihrer Mutter bildeten sich rote Flecken. „Das habe ich schon verstanden. Ich bin ja nicht dumm!“
„Tut mir Leid, Mama.“
Wieder wurde es ruhig in der Küche und ein paar Minuten lang widmete sich jeder schweigend seinem Frühstück.
„Ich will bloß nicht, dass du wie diese Tierschützer im Gefängnis landest. Die hatten ja anscheinend auch nichts gemacht.“
Entrüstet sprang Jana auf: „Sie waren wirklich unschuldig, Mama!“ Das konnte doch nicht wahr sein! Wie oft hatten sie an genau diesem Tisch gesessen und über diesen Tierschutzprozess diskutiert? Sie hatten sich aufgeregt, dass Tierschützer ohne Beweise monatelang im Gefängnis sitzen mussten. Und jetzt sprach ihre Mutter so, als hätte sie plötzlich die Seiten gewechselt.
„Jaja.“ Beschwichtigend hob ihre Mutter die Hände und lehnte sich zurück. „Bringt‘s denn wenigstens was, dieses Demonstrieren?“ Jana versuchte ihren Ärger zu verstecken und ihre Stimme ruhig klingen zu lassen: „Weiß ich nicht. Das machen die da schon jahrelang. Bei anderen Geschäften hat‘s geklappt und sie haben alles mit Pelz aus dem Sortiment genommen. Aber dieser Geschäftsführer hier ist ein richtiges …, ich meine …, eine richtig harte Nuss.“ Schnell senkte Jana den Blick und schien sich auf ihr Joghurt zu konzentrieren. Jetzt durfte sie nicht frech werden, sonst würden ihre Eltern sie nicht fahren lassen. Sie spürte den beobachtenden Blick ihrer Mutter und sah auf.
„Willst du mitkommen?“ Nein! Das hatte sie nicht sagen wollen, es war einfach so herausgerutscht. Mit ihrer Mutter zusammen auf einer Demo? Das konnte nur schief gehen und ihre Mutter würde sie nur blamieren!
Anscheinend hatte sie ihre Mutter mit dieser plötzlichen Frage ebenfalls verwirrt, denn sie starrte Jana erstaunt an. Dann sagte sie lächelnd: „Nein, danke. Aber ich werde euch hinfahren. Ich muss sowieso noch was in der Stadt besorgen.“
Jana war überrascht, nahm das Angebot aber dankend an.
Ohne von seiner Zeitung aufzublicken meinte ihr Vater in beiläufigem Ton: „Nimm dein Handy mit, Jana. Nur für den Fall, dass sie euch festnehmen!“